65/2019

DOSB stellt Integrität des Sports in den Mittelpunkt

Bundesinnenminister Horst Seehofer mit Überlegungen zu einem neuen „Goldenen Plan“ für Sportstätten bei der Mitgliederversammlung in Frankfurt

Die Integrität des Sports und die Situation der Trainer*innen in Sportdeutschland waren die Schwerpunktthemen der 16. Mitgliederversammlung des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) in Frankfurt/Main. Als verbindende Klammer von der Basis bis zur Spitze stellte DOSB-Präsident Alfons Hörmann die Werteorientierung des organisierten Sports in Deutschland in den Mittelpunkt. „Die Integrität des Sports ist unser höchstes Gut“, sagte Hörmann, „unser gesamtes Handeln in Sportdeutschland von der Breite bis zur Spitze wird durch die Werte des Sports bestimmt.“ Diese Werte mit aller Kraft zu schützen und die Potenziale des organisierten Sports weiterzuentwickeln, ist das Ziel des DOSB und seinen Mitgliedsorganisationen. 

Bundesinnenminister Horst Seehofer hob in seiner Rede die vorbildliche Vielfalt der Aktivitäten des DOSB und seiner 101 Mitgliedsorganisationen hervor. Ohne Spitze keine Breite und umgekehrt – gemäß dieser bekannten Erkenntnis betonte er die hohe Bedeutung der partnerschaftlichen Zusammenarbeit zwischen Politik und Sport. „Der Sport zeichnet sich durch den Wettstreit aus, auch um die besten Ideen. Und doch erleben wir eine eingeschworene Gemeinschaft, die zusammensteht, zusammenwächst und deren Athletinnen und Athleten sich 30 Jahre nach dem Fall der Mauer aus allen Teilen Deutschlands im Wettkampf immer wieder an der Spitze behaupten und unser Land vorbildlich repräsentieren. Als Partner und Zuwendungsgeber stärken wir den Sport: mit einer soliden Grundfinanzierung des Spitzensports und einer gezielten Konzentration der besonderen Fördermaßnahmen auf die Athletinnen und Athleten, die das Potenzial für Finalplätze und damit gute Chancen auf das Podium haben,“ sagte der Bundesinnenminister.

Überlegungen "Goldener Plan"
Als besondere Initiative stellte Horst Seehofer Überlegungen zu einem möglichen  „Goldenen Plan“ für Infrastruktur-Maßnahmen für Sportdeutschland vor. Dabei sollen gemeinsame Konzepte der Bereiche Bau/Heimat/Sport in seinem Ministerium zu einem möglichen Infrastruktur-Gesamtkonzept zusammengefasst werden. Alfons Hörmann bewertete diese Konkretisierung als „die Nachricht dieser Mitgliederversammlung“ und betonte die uneingeschränkte Bereitschaft zur engen und intensiven Zusammenarbeit bei der Erarbeitung des Konzeptes.  

Der Hessische Ministerpräsident Volker Bouffier betonte in seiner Rede die Bedeutung des Sports für die Gesellschaft. „Sport ist der Kitt unserer Gesellschaft. Das zeigen die vielen kleinen und großen Sportvereine mit ihrer alltäglichen Arbeit. Hier kommen Menschen zusammen, die sich sonst vielleicht nie begegnet wären. Das Miteinander von Menschen unterschiedlicher Herkunft, von Jung und Alt, von behinderten und nicht-behinderten Menschen ist im Sport gelebter und selbstverständlicher Alltag“, so Bouffier. Der Sport schaffe gemeinsame Ziele und baue Vorurteile ab. Fairness und der wertschätzende Umgang mit dem Gegenüber würden durch das sportliche Miteinander erlernt. „Der Sport verbindet Generationen und Nationen miteinander und ist damit für die Integration und den Zusammenhalt von herausragender Bedeutung.“ Das Land Hessen messe dem Sport eine große Rolle bei und fördere diesen allein im laufenden Jahr mit rund 56 Millionen Euro. Im kommenden Jahr werde die Förderung noch einmal auf 59 Millionen Euro erhöht.

Breiter Raum für Integrität
Thomas de Maizière, der Vorsitzende der Ethik-Kommission des DOSB, betonte in seinem Impulsvortrag mit dem Thema „Integrität im Sport“ die große Bedeutung des Themas. Der Kampf um die Integrität sei Kern des Sports genauso wie das Sporttreiben selbst, sagte de Maizière. Um die Integrität sicherzustellen, wird der DOSB seine Arbeit in den Themenfeldern Good Governance, Kampf gegen Spielmanipulation und Doping sowie Prävention von und Intervention bei Sexualisierter Gewalt weiter intensivieren. Diese Themen nahmen breiten Raum in der Mitgliederversammlung ein. Zum Thema Prävention Sexualisierter Gewalt hat die Versammlung einen Beschluss gefasst, der alle Verbände zu einem Präventionsmodell gegen Sexualisierte Gewalt verpflichtet.

Der organisierte Sport hat große Potenziale, um in die Gesellschaft hineinzuwirken, steht aber gleichzeitig vor großen Herausforderungen, so Alfons Hörmann. Der DOSB und seine Mitgliedsorganisationen wollen sich in Zukunft verstärkt dafür einsetzen, dem Bewegungsmangel von Kindern und Jugendlichen entgegenzuwirken. Neben dem Sanierungsstau bei den Sportstätten ist und bleibt die Förderung und Sicherung des Ehrenamts auf der Zukunftsagenda des DOSB - ohne die acht Millionen Ehrenamtlichen wäre Sportdeutschland undenkbar.

Dazu zählen auch und vor allem Trainer*innen, die in den Vereinen an der Basis zum größten Teil ehrenamtlich wirken. Der DOSB hat das mehrjährige Projekt „TrainerInSportdeutschland“ aufgelegt, das zum Ziel hat, die Situation der Trainer*innen in Sportdeutschland nachhaltig zu verbessern, und zwar von der Basis bis zur Spitze.

Für die Trainer*innen im Leistungssport hat die Mitgliederversammlung das Konzept zur „Verbesserung der arbeitsvertraglichen Rahmenbedingungen für Trainer*innen” verabschiedet, ein wichtiger Teil der Leistungssportreform. Deren Auswirkungen hätten, so DOSB-Präsident Alfons Hörmann, mittlerweile zu deutlichen Verbesserungen bei den Trainings- und Wettkampfbedingungen für die Athlet*innen geführt. Neben der Erhöhung der Athletenförderung stehen für das Jahr 2019 auch Optimierungen bei der Dualen Karriere, die Aufstockung des Leistungssportpersonals in den Verbänden und Stützpunkten sowie die Förderung der nichtolympischen Verbände zu Buche. 

Alfons Hörmann dankte ausdrücklich der Politik für die anhaltend große finanzielle Unterstützung des Sports, den die erneute Aufstockung massiv stärkt. Dadurch kann unter anderem die Umsetzung der Leistungssportreform weiterhin intensiv vorangetrieben werden. Der DOSB-Präsident sprach in diesem Zusammenhang auch den Spitzenverbänden seinen Dank aus für die hervorragende Zusammenarbeit und ihr großes Engagement in Sachen Leistungssportreform.

Strategie für Sportgroßveranstaltungen
Derzeit entwickeln DOSB und BMI gemeinsam mit der Wirtschafsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC eine Strategie für internationale Sportgroßveranstaltungen in Deutschland. Dabei soll das Grobkonzept bereits bis Ende dieses Jahres stehen; die finale Strategie soll bis Ende 2020 vorliegen.

Eine Bewerbung um Olympische und Paralympische Spiele soll ein mittelfristiges Ziel des deutschen Sports bleiben. Aufgrund der Erfahrungen der vergangenen Jahre muss die Frage, ob und wann bzw. mit welcher Stadt oder Region eine Bewerbung möglich und sinnvoll wäre, genau geprüft und sorgfältig abgewogen werden. Nicht nur Sportdeutschland, sondern das gesamte Land muss von einer künftigen Bewerbung nachhaltig profitieren. Daran wird der deutsche Sport mögliche Konzepte messen.

Durch die neuen Entwicklungen auf der internationalen Ebene und die damit verbundene Flexibilisierung der Vergabebedingungen ist derzeit nicht präzise absehbar, wann die Zeit für eine konkrete Entscheidung des DOSB reif sein wird. Präsidium und Vorstand werden das internationale Szenario weiterhin genauso intensiv beobachten wie die verschiedenen Initiativen in Deutschland.

Durch den Grundsatzbeschluss im Landtag für eine Bewerbung hat die Initiative Rhein-Ruhr zwischenzeitlich eine klare politische Willensbildung dokumentiert. Nach grundsätzlichen und konzeptionellen Diskussionen werden sich die Verantwortungsträger*innen von Sportdeutschland konkret mit dem Konzept beschäftigen. Dabei werden die Fragen der nachhaltigen Auswirkungen auf die Entwicklung des deutschen Sports genauso zu bewerten sein wie die möglichen Perspektiven im Hinblick auf die Unterstützung durch die Bevölkerung in den betroffenen Regionen.

Ausblick auf Tokio
Bei den Olympischen und Paralympischen Spielen in Tokio rechnet der DOSB mit einer perfekten Organisation und ebensolchen Sportstätten. „Ich bin sicher, dass wir mit einem leistungsstarken und hoch motivierten Team Deutschland antreten werden“, sagte Hörmann, „die Athletinnen und Athleten werden einmal mehr großartige Botschafter für unser Land sein.“ Für das Deutsche Haus hat die Deutsche Sportmarketing eine optimale Örtlichkeit mitten im Geschehen gefunden – es wird wieder zu einer echten Heimat für das gesamte Team Deutschland werden. Eine Etage über dem Deutschen Haus wird mit großer Unterstützung des BMI ein Athleten-Service-Zentrum eingerichtet, das den Athlet*innen die Möglichkeit zum Rückzug genauso bietet wie Trainingsmöglichkeiten sowie Räume für Physiotherapie.

Solide präsentierte sich der DOSB seinen Mitgliedern beim Thema Finanzen: Der Jahresabschluss 2018 und der Wirtschaftsplan 2020 wurden einstimmig verabschiedet.