Zusammenfassung
Hintergrund
Körperliche Aktivität kann gerade im Alter den Erhalt eines selbständigen und gesunden Lebens unterstützen. Angesichts der älter werdenden Bevölkerung wird die Notwendigkeit besserer Präventionskonzepte deutlich.
Ziel der Arbeit
Eine aktuelle Befragungsstudie hat ermittelt, welche Bedeutung und Potenziale die hausärztliche Versorgung bietet, wenn es darum geht, Patienten für die Teilnahme an Bewegungs‑, Fitness- und Gesundheitsangeboten zu motivieren.
Material und Methoden
Im Rahmen einer Wartezimmerbefragung wurden zwischen November 2018 und April 2019 insgesamt 324 Patienten ab 70 Jahre in 25 hausärztlichen Praxen befragt (Landkreis Mayen-Koblenz, Rheinland-Pfalz).
Ergebnisse
Die Hälfte der Befragten geht regelmäßig sportlichen Aktivitäten nach. Verbreitet wird als Problem empfunden, dass Gesundheits- und Bewegungsangebote fehlen, die für die eigene (gesundheitliche) Situation passend sind. Auch haben viele Befragte keinen Überblick, welche Kursangebote es in ihrer Umgebung gibt. Hausärzten wird eine große Vertrauenswürdigkeit und Verlässlichkeit als Ratgeber für Gesundheits- und Bewegungsangebote zugebilligt. 48 % der Befragten geben an, vom Hausarzt schon eine Empfehlung zu mehr körperlicher Aktivität erhalten zu haben. 39 % wurden vom Hausarzt auf konkrete Sport‑, Fitness- oder Gesundheitsangebote aufmerksam gemacht. Davon haben sich 85 % entschieden, diese Empfehlung auszuprobieren. 88 % fänden es gut, wenn Hausärzte stärker mit Anbietern von Gesundheitskursen zusammenarbeiten.
Diskussion
Die Ergebnisse zeigen, dass der Hausarzt sich in einer besonders günstigen Position befindet, um älteren Menschen Bewegungs- und Gesundheitsangebote näher zu bringen und zu einer Teilnahme zu bewegen. Hausärzte sollten bestärkt werden, eine solche Mittlerfunktion im Sinne der Prävention verstärkt auszuüben. Hierfür erscheint es vordringlich, in lokalen und kommunalen Netzwerken zur Gesundheitsförderung zu agieren und Hausärzte sowie das Praxispersonal entsprechend zu schulen.
Abstract
Background
Physical activity can support the maintenance of an independent and healthy life, especially in higher age. In view of the aging population, the need for better prevention concepts becomes clear.
Objectives
Our recent survey study identified the importance and potential of general practitioner (GP) care when it comes to motivating patients to participate in exercise, fitness and health services.
Materials and methods
In the course of a waiting room survey, between November 2018 and April 2019, a total of 324 patients, age 70 and older, were interviewed in 25 GP offices (Mayen-Koblenz district, Rhineland–Palatinate, Germany).
Results
Half of the respondents regularly pursue physical activities. A problem is that there is a lack of health and exercise offers suitable for one’s own (health) situation. Also, many respondents have no overview of what courses are available in their proximity. GPs are given great trustworthiness and reliability as a guide to health and exercise. In all, 48% of the respondents say that their GP has already recommended more physical activity. In fact, 39% were made aware of specific sports, fitness or health offers by the GP. Of these, 85% have decided to try the recommendation. Overall, 88% would like GPs to work more closely with health course providers.
Discussion
The results show that the GP is in a particularly favorable position to provide exercise, fitness and health services to the elderly and motivate them to participate. Therefore, GPs should be encouraged to take such a mediator function in the sense of prevention. For this, it seems urgent to act in local and municipal networks for health promotion and to train GPs and the practice staff accordingly.
Notes
Dennoch haben sich die Autoren im Vorfeld der Studie mündlich bei der Ethikkommission des Landes Rheinland-Pfalz rückversichert, dass die Studie der Berufsordnung für Ärzte gerecht wird.
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Interessenkonflikt
J. Wangler und M. Jansky geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Für diesen Beitrag wurden von den Autoren keine Studien an Menschen oder Tieren durchgeführt. Für die aufgeführten Studien gelten die jeweils dort angegebenen ethischen Richtlinien. Bei der vorliegenden Studie wurden keinerlei sensible Patientendaten erhoben oder klinische Tests durchgeführt. Es handelt sich um eine anonymisierte Befragung hausärztlicher Patienten mit dem Ziel, zu ermitteln, welche Bedeutung und Potenziale die hausärztliche Versorgung bietet, wenn es darum geht, Patienten für die Teilnahme an Bewegungs‑, Fitness- und Gesundheitsangeboten zu motivieren. Dennoch haben sich die Autoren im Vorfeld der Studie mündlich bei der Ethikkommission des Landes Rheinland-Pfalz rückversichert, dass die Studie der Berufsordnung für Ärzte gerecht wird.
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Wangler, J., Jansky, M. Die Bedeutung des hausärztlichen Settings für die Bewegungs- und Gesundheitsförderung im höheren Lebensalter – Ergebnisse einer Befragung. Präv Gesundheitsf 15, 188–193 (2020). https://doi.org/10.1007/s11553-019-00726-3
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